Einen erfolgreichen Auftakt feierte die 1. Mannschaft des Schachlub Rochade Emsdetten nach dem Wiederaufstieg in die NRW-Liga. In einem fast sechstündigen Krimi gewann Emsdetten bei der Reserve der SG Porz mit 4,5-3,5. Der Traditionsverein aus Köln zählt zu den Clubs mit den meisten Mitgliedern in Deutschland und steht zumindest auf dem Papier im erweiterten Favoritenkreis um den Aufstieg in die Oberliga. Die Emsdettener rechneten mit einer Niederlage, wollten ihre Haut aber so teuer wie möglich verkaufen.
Bereits nach zwei Stunden musste Rochade Emsdetten allerdings den ersten Rückschlag hinnehmen. Alexander Kabatianski hatte sich am Spitzenbrett mit den weißen Steinen eine vielversprechende Position mit leichten Siegchancen aufgebaut. Nach einem Blackout verlor er jedoch mit einer Taktik, die man in jedem Lehrbuch finden kann, einen Turm und musste sofort aufgeben. Weitere 60 Minuten dauerte es dann bis zu den nächsten Entscheidungen. Zunächst einigte sich Ewoud De Groote am 2. Brett mit seinem Gegner auf ein Remis. In einem Endspiel hatte er zwar einen Bauern weniger, konnte dies aber mit der wesentlich besseren Aktivität seiner Figuren aufwiegen.
Den Ausgleich erzielte kurz darauf Simon Hiller am vierten Brett. Mit den schwarzen Steinen glich er nach der Eröffnung ziemlich schnell aus und gewann nach einer Unachtsamkeit seines Gegners eine Qualität (Turm für Leichtfigur). Den technischen Teil erledigte er dann souverän. Nur wenige Minuten später gerieten die Emsdettener aber wieder in Rückstand. Simon Bilecen (Brett 7), aus der 2. Mannschaft als neuer Stammspieler in die Erste aufgerückt, unterschätzte im Mittelspiel einen Bauerndurchbruch seines Gegners, geriet in positionellen Nachteil und musste ein hoffnungsloses Endspiel zum 2,5-1,5 für die SG Porz aufgeben.
Kurz vor der Zeitkontrolle glich Emsdetten erneut aus. Der niederländische Neuzugang Guy Bielderman (Brett 8) zeigte sich mit den schwarzen Steinen als Experte in der Holländischen Verteidigung. Nach einem für diese Eröffnung typischen Königsangriff gewann er mit einer kleinen Taktik die Dame des Gegners und damit auch die Partie. In der letzten Entscheidung vor der Zeitkontrolle nach vier Spielstunden ging die SG Porz jedoch wiederum in Führung. Holger Lehmann (Brett 3) spielte in einer zweischneidigen Eröffnung mit den weißen Steinen zu ungenau. Im Mittelspiel gelang es seinem Gegner entscheidend Druck aufbauen, Material und die Partie gewinnen.
Beim Stand von 2,5-3,5 hing nun alles von den verbleibenden Partien an den Brettern 5 und 6 ab. Um nicht mit leeren Händen nach Hause zu fahren, mussten die Emsdettener eine Partie gewinnen und durften die andere nicht verlieren. Den ersten Teil der Aufgabe erledigte Henk Paalman (Brett 5) souverän. Er hatte im Mittelspiel einen Bauern gewonnen, nutze im Endspiel die Aktivität seiner Figuren und konnte seinen Gegner nach fünf Stunden Spielzeit zum 3,5-3,5 Ausgleich mattsetzen.
Den 4,5-3,5 Überraschungssieg sicherte schließlich Thomas Lemli am sechsten Brett. Mit den schwarzen Figuren war er nach der Eröffnung stark unter Druck geraten, konnte sich aber nach einem Fehler seines Gegners befreien. In einem komplizierten Endspiel mit Dame, Turm und Springer entwickelte er immer mehr Aktivität, nutzte die offene Königsstellung seines Gegners geschickt aus, drohte zuletzt ein undeckbares Matt und zwang diesen nach fast sechs Stunden Spielzeit zur Aufgabe.